Anmerkung Anhang S. 640 bis 645

Erzählungen, Bilder, Skizzen



S.188 Marion
In: Die Sichel, 1, 1919, S.39-4o [September]. - Vgl.: Die verwegene Marion (S.235).

S.192 Kinonovelle
In: Die Rote Erde, 1, 1919/2o, S.185-186 [November 1919].
»Daß Missetäter vor oder nach einem Verbrechen sehr gerne das Kino besuchen« (S.78) und daß »die suggestive Wirkung des Lichtspielbildes auch auf Menschen ohne besondere verbrecherische Veranlagung« verheerend war, gehörte zu den Gemeinplätzen der damaligen Debatte über den sittlichen Unwert des Kinos (Curt Moreck, Sittengeschichte des Kinos, Dresden: Paul Aretz 1926, S.78,99; vgl. oben S.587 zu B.s Verhältnis zum Film).

S.194 Der Selbstmörder
In: Die Sichel, 1, 1919, S.22-24 [August]. - Auch in: Frankfurter Zeitung, Nr.44, 18.1.1927.
Vgl. S.584.

S.197 Der Name
In: Die Sichel, 1, 1919, S.88 [November]. - Auch in: Saturn, 5, 1919/20, S.265f. [Oktober 1919]. - Stadtanzeiger für Köln und Umgebung, Beil. »Der Erzähler«, Nr.19, 9.5.1925.
Zur Widmung M.R.: »M.R. sagte [B.], sei Mariele Reuter [vgl. S.589]. Sie habe Achmann nach Paris geschickt. Der schüchterne Held dieser Liebesgeschichte ist also Achmann.« (Hohoff, S.167)

S.199 Das Kind
In: Die Sichel, I, 1919, S.106-108 [Dezember].

S.201 Der Insektenstich
In: Konstanz 1919. Blätter für Kunst. Zeitschrift der Konstanzer Stadttheater, 1919, [H.13]. S.63£ - Auch in: Stadtanzeiger für Köln und Umgebung, Beil. »Der Erzähler«, Nr.7, 13.2.1926.
Vgl. S.584.

S.203 Die Glaswolke
In: Die Flöte, 1, 1918/19, S.159-16o [November/Dezember 1919].-Auch in: Simplicissimus, 32, 1927, S.372 [10.Okt0ber].

S.205 Journalist Franz Bär
In: Die Rote Erde, 1, 1919/2o, S.336-338 [Januar-März 1920]. Vielleicht ein
Porträt des Regensburger Journalisten Georg Wolf, vgl. S.586.

S.210 Schmaler Tag des Kommis
In: Die Sichel, 2, 192o, S.56 [August].

S.211 Katta Moll
In: Die Sichel, 2, 1920, S.4I [Mai].

S.213 Ariel
In: Die Sichel, 2, 1920, S.49-5o [Juli].
»Ariel« heißt der von der niederen, irdischen Macht bedrohte Luftgeist in Shakespeares Komödie Der Sturm.
Zu der hohen Auszeichnung vgl.: Ernst von Destouches, Geschichte des K.b.Haus-Ritter-Ordens vom H.Georg, Bamberg: Buchner 1890.

S.216 Das weiße Pferd
In: Romantik, 2, 1919/20, H.6. S.6-7 [August 1920].

S.218 Die Mückenschlacht
In: Die Sichel (Interimsbuch), 1921, S.15. - Auch in: Die Flöte, 4,1921/22,
S.172. - Magdeburgische Zeitung, Nr.435, 28.8.1926.

S.220 München
In: Die Sichel (Interimsbuch), 1921, S.17-I8
Vgl. S.591. Der Text wurde wahrscheinlich im November 1921 geschrieben.
Die Münchner Neue Secession war 1921 gegründet worden; vgl. MünchenKat. zu den ausstellenden Malern Josef Eberz (S.749f.) und Richard Seewald (S.764f.), und die Ausstellungsberichte von Konrad Weiss in den Münchner Neuesten Nachrichten (24.6.1921 U. 9.8.1921). Paul Klee war im Januar 1921 von München nach Weimar als Lehrer am Bauhaus umgesiedelt; 192o hatte die Galerie Hans Goltz die bisher umfangreichste Werkschau veranstaltet (vgl.: Der Ararat, 2.Sonderheft: Paul Klee, 192o), 1921 erschien Wilhelm Hausensteins Klee-Buch Kairuan. Am 18.3.1921 meldeten die Münchner Neuesten Nachrichten die Eröffnung einer ständigen Ausstellung im Sekretariat des Feldgrauen Künstlerbundes am Odeonsplatz; im Sommer folgte eine größere Sonderausstellung. Die Sängerin Emmi Hennings war vor dem Krieg in der Künstlerkneipe Simplicissimus aufgetreten, während des Krieges in Hugo Balls und Tristan Tzaras Zürcher Dada-Kabarett Voltaire; seit 1920 mit Hugo Ball verheiratet, kehrte sie im Oktober 1921 endgültig mit ihm von Ascona nach München zurück. Am 17.November las sie im Steinickesaal. Zum Steinickesaal vgl. S.601, zu Fritz Schaefler vgl. S.590, zu Ernst von Possart Anm. zu S.42.
Fritz von Ostini war seit der Vorkriegszeit Kunstkritiker der Münchner Neuesten Nachrichten; der Kunstkritiker und Essayist Wilhelm Hausenstein (vgl. S.601 f.) lebte und publizierte weiterhin in München.
Die Ausstellung mit Werken von Max Pechstein wurde am 2.November 1921 in der Galerie Caspari eröffnet.
Zu Max Unold vgl. S.607 und Komm. zu Bd.IV.
Der Galerist, Buchhändler und Verleger Hans Goltz (vgl. Anm. zu 5.181) hatte 1921 wenige »Monate vor der Ausstellung der Neuen Sezession im Glaspalast [...] Werke von Georg Schrimpf, Carlo Mense und Heinrich Maria Davringhausen gezeigt, jener drei Maler und Graphiker also, die hernach gemeinsam mit Alexander Kanoldt unter dem Namen >Münchener Gruppe der Neuen Sachlichkeit< in die kunstgeschichtliche Literatur eingegangen sind.« (Michael Koch, in: München-Kat., 5.121) Zu der von B. besuchten Schau vgl. den Bericht von Konrad Weiss (Münchner Neueste Nachrichten, 19.1o.1921).
Erika Skögen hatte am 19.Oktober einen Tanzabend mit Tänzen nach Delibes, Chopin, Grieg, Reger u.a. gegeben; Mary Wigman bot am 30.Oktober »Die neuen Tänze« - sie trat am 22.November neuerlich auf, u.a. mit den Stücken Triste, Der Ruf Der Schwung.
Der am 18.Oktober im Exil verstorbene ehemalige König Ludwig III. wurde von Regierung, Landtag und Behörden des Freistaates in einer mehrtägigen, prunkvollen, die Formen wittelsbachischer Tradition wahrenden Trauerfeier unter großer Volksbeteiligung zu Grabe geleitet. Zu Friedrich Freksa vgl. Anm. zu S.637. Sein Theaterstück Caesars Stunde. Ein weltlich Spiel wurde am 29.Oktober unter der Spielleitung des Dichters uraufgeführt.
Zu Hans Blüher vgl. 5.589.
Der österreichische Vortragskünstler Marcell Salzer, dessen Kabinettstücke seit 1911/13 in zwei Bänden gesammelt vorlagen, veranstaltete vom 2o. bis 22.November »Drei lustige Abende« im Hotel Bayerischer Hof.
In der chauvinistischen Nachwirkung von Ernst Moritz Arndts zum Befreiungskrieg gegen Napoleon aufrufenden Vaterlandslied (1812/13) wurde die Wendung vom »Gott, der Eisen wachsen ließ« sprichwörtlich. Das »handgroße Bildchen von Altdorfer«, dem Hauptmeister der Donauschule (vgl. Anm. zu S.226 u. Komm. zu Bd.II), ist vielleicht der Drachenkampf des Heiligen Georg (1510) oder aber die spätere Donaulandschaft mit Schloß Wörth.

S.222 Passau und der alte und der junge Lautensack
In: Das Tagebuch, 4, 1923, S.1013£-Auch in: Bayerische Heimat Beil. zur Münchner Zeitung, Nr.37, 9.6.1925. - Frankfurter Zeitung, Nr.409, 4.6.1927; der erste Abschnitt lautet dort:
Als ich noch verliebter war in diese Stadt und vermessener in meinem
Urteil und schnell fertiger mit dem Wort, als ich es heute zu sein glaube,
da ließ ich wohl drucken, daß Passau die schönste deutsche Stadt sei.
Heute wage ich das von ihr so wenig zu sagen, als von irgendeiner
anderen deutschen Stadt im Norden und im Süden, im Osten und im
Westen. Aber wenn meine Liebe heute gezügelter ist und ich vorsichti
ger geworden bin und von Passau als von einer der schönsten deutschen
Städte spreche, so darf mich niemand der Übertreibung zeihen.
Diese Fassung u.d.T Stadt der drei Flüsse auch in: Magdeburgische Zeitung, Nr.32, 7.8.1927; die Originalzeichnungen von Hans Lasser waren diesem Druck beigegeben.
Gegen Ende der zwanziger Jahre waren »Aufsätze über alte bayr[sche] Städte« zu einer Spezialität von Wilhelm Hausenstein geworden (an Seyboth, Juni 1928). Er veröffentlichte 1931 (im Hannoverschen Kurier, 4.9.) einen Artikel Lob der Stadt Passau; diesen Titel trägt auch B.s Skizze seit den Nachdrucken der dreißiger Jahre (z.B.: Kölnische Zeitung, Nr.394, 7.8.1934). Aus der weitverzweigten Künstlerfamilie der süddeutschen Renaissance ist hier der Kupferstecher und Radierer Hans Sebald Lautensack gemeint. Seit seinen Anfängen waren die Eindrücke der Donauschule für ihn bestimmend; weite Verbreitung fanden seine Ansichten der Stadt Nürnberg. Der wichtigste Vertreter der Donauschule ist - neben dem Passauer Wolf Huber - der Regensburger Baumeister, Maler und Graphiker Albrecht Altdorfer (vgl. Anm. zu S.220): B. war - laut Curt Hohoffs Zeugnis aus den dreißiger Jahren (S.166) - »stolz auf die alte Stadt [Regensburg], ihren bayerischen Charakter, auf den Maler Altdorfer und den Regensburger Reichstag« - vgl. noch S.593.
Der Dichter Heinrich Lautensack, ein »besessener Wedekind-Schüler« in seiner kühnen erotischen Lyrik wie in seinen Komödien, war nach seiner Münchener Zeit beim Kabarett Die Elf Scharfrichter »zuletzt in Berlin von den Expressionisten Verlegern A.R.Meyer und Gurlitt gefördert worden«: Bei Lautensack war »eine Möglichkeit der Vereinigung von expressionistischen und regional betonten Elementen vorgezeichnet«. B., in dessen Bibliothek Lautensacks Werk den umfangreichsten Einzelbestand ausmacht (vgl. Nr.66-75), fand vorzüglich in den Stücken Hahnenkampf (1908) und Pfarrhauskomödie (1911) »die üblichen Vitalitätsmotive in einer betont kleinbürgerlichen Welt [...] und vor allem das Niederbayerische, wirkungsvoll in die Literatur gehoben« (Bode, S.17). Bald nach Lautensacks Tod 1919 hatte B. den Passauer Dichter für sich entdeckt:
Lautensack starb 1918 [sic!] in München, da lag ich im Schützengraben, und hatte nie auch nur seinen Namen vernommen. Als ich das Storchennest schrieb, kannte ich die Pfarrhauskomödie nicht. Bajuvarische Verwandtschaft ist vorhanden, am ehesten in einigen frühen Gedichten von mir. Ich schätze ihn sehr. Bei Carossa wird er geschildert, ich glaube, im
Jahr der schönen Täuschungen.
(An Bode, 18.9.1958)
Carossa hatte an zwei Stellen in seinem »Lebensgedenkbuch« Führung und Geleit (1933) ausführlich über seinen Landsmann Lautensack geschrieben. Zu B.s Stifter-Verehrung vgl. Komm. zu Bd.II.

S.226 Regensburg
In: Frankfurter Zeitung, Nr.550, 26.7.1925. - Auch in: Magdeburgische Zeitung, Nr.602, 27.11.1927, S. 3o; die Originalfederzeichnung von Josef Achmann war diesem Druck beigegeben.
Der Seeheld Don Juan de Austria, der Sieger von Lepanto (1571), war ein Sohn Kaiser Karls V. und der Regensburger Bürgerstochter Barbara Blomberg.
Zu Albrecht Altdorfer und der Donauschule vgl. Anm. zu S.22o.

S.232 Der Bock
In: Simplicissimus, 28, 1923, 5.418 [19.November]. Erweitert in: Vossi
sche Zeitung, Nr.281, 1.12.1927. Dort ist der folgende Schluß angefügt: Und am Abend ging der Mond auf, und der Bruder, der König jetzt im Haus, der Erstgeborene jetzt, er stand im Garten und sah zum Mond hinauf, hinauf zu dem gelben Gestirn, und als er länger hinsah, da bemerkte er, daß der Mond einem gelben Bogen glich, der Halbmond, einem gelben, gespannten Bogen, und den Pfeil, der auf dem Bogen lag, den sah er nicht, aber er fühlte, daß er auf sein Herz gerichtet war, der unsichtbare Pfeil mit der ganz und gar unsichtbaren Spitze, und so sprang er schnell hinter einen Baum, um sich zu decken. »Ach«, sagte er noch einmal, sich verteidigend, »der Esau, der Lümmel!» Da stampfte es hinter ihm wild, es keuchte, er sah um, und da war der Bock, den zujagen Esau gegangen war. Da war er, da waren die riesigen Hörner, krumm, gebogen, geschweift, gedreht, drohend die Spitzen nach vorne gestellt, und die Augen des Bocks glühten, und sein langer Bocksbart flatterte. Und da war der Esau, der Lümmel, ins Gebirge gestiegen und hatte seine Erstgeburt verkauft, um sich neue Kraft zu holen für die Jagd, und das alles hätte er gar nicht gebraucht, denn da war er ja, da, im Garten, der Krummbock, der riesige, und keuchte. Er rannte, der Bruder, der Erstgeborene jetzt, er rannte davon vor dem stampfenden Tier, und das kinnbartflatternde Tier hinter ihm drein,
und nun hatte er doch den schützenden Baum verlassen müssen, und da zielte der Pfeil auf dem Bogen des gelben Monds schon wieder auf ihn. Und wenn er nun schnell beiseite sprang, überlegte er, dann mußte der unsichtbare Pfeil (aber er war da!), dann mußte der unsichtbare Pfeil des gelben Mondbogens nicht sein Herz treffen, mußte das Bocksherz treffen, dann war der Bock erlegt, dann war nicht nur die Erstgeburt sein mit allen süßen Rechten, auch der Bock war sein, der gewaltige Krummhörnerbock, und er warf sich mitten im Sprung auf die Seite und fiel auf Hände und Füße ins Staudenwerk, in Brennesseln, die ihm das Gesicht verbrannten und die Hände, aber er achtete es nicht, er blieb in den Nesseln liegen - der Wein, der Freudenwein, hatte ihn doch müd' gemacht - und schlief ein.
Er lag, der Mond beschien ihn und bewachte ihn und beleuchtete ihn, und der Ziegenbock aus dem Stall graste ruhig neben ihm die ganze Nacht.
In dieser Fassung erschien die Erzählung mit geringfügigen stilistischen
Änderungen in: Akzente, 4, 1957, S.22o-223.
Zum Thema vgl. den Brief B.s an Georg Jung vom 2.März 1954: »Der
Bock gefiel Ihnen also. Ja, Tragödie heißt Bocksgesang. Es gibt ein Stück
von Werfel, das Bocksgesang heißt.« Werfels Drama war 1921 in Mün
chen bei Kurt Wolff erschienen.

S.235 Die verwegene Marion
In: Vers und Prosa, 1, 1924, S.93-94. - Neue Fassung von: Marion (vgl. S.188). - U.d.T Mohn oder Das verwegene Mädchen wiederum stilistisch verändert in: Jugend, 34, 1929, S.41o-412 [22.Juni]. - Dieser Druck (D) weicht zweimal von der Fassung von 1924 ab:

S.238, Z.23-25: das Verdienstkreuz [. ..] hatte, D: Kreuze, die er sich im Weltkrieg, in Südwestafrika, erfochten hatte, S.238, Z.12-13: Kuß. [...] Griff. D: Kuß. Wo der Kater die Nacht zugebracht hatte, wer weiß es, hinter Ratten und Mäusen her, oder hinter Kätzinnen, weißen und roten? Aber am Morgen begegnete er Marion - klein, klein ist die Stadt! - und das hätte ihm teuer zu stehen kommen können. Erst sträubte er sich unter ihrem Griff. Vgl. die letzte Fassung Mohn in Bd.V. Fassungsvergleich bei Bode, S.124f. »Wasenmeister» ist eine in Süddeutschland gebräuchliche Benennung für den Abdecker.
Die Herero, ein Bantustamm im südwestlichen Afrika, hatten sich Anfang 1904 gegen die deutsche Kolonialherrschaft erhoben, wurden aber besiegt und grausam ausgerottet.

S.24o Der Kolonialfeldwebel
In: Frankfurter Zeitung, Nr.443, 16.6.1924.