Georg Britting
© Georg-Britting-Stiftung
Die Irren 
 

Aus:  Georg Britting, Sämtliche Werke, Band 1 - Frühe Werke - 
"Der verlachte Hiob" Seite 91   - List Verlag - München 
 

 


zum Band 1

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Die Irren.

Peter sah mißtrauisch zu Innocenz hinüber. Innocenz lag im Schaukelstuhl, bewegte die Arme wie am Steuer und segelte über das unruhige Wasser. Von Zeit zu Zeit brüllte er ins Nebelhorn. Als der Wellengang immer heftiger wurde, klammerte er sich ängstlich am Maste fest. Der Sturm ließ nach. Innocenz stieg vom Schiff. Palmen und Klippen. Ein Weg lief landeinwärts. Peter kam des Wegs daher. Er rief Peter an. Peter stand am Fenster und drehte sich nicht um. Ließ Innocenz schreien. Aber Innocenz hatte ihn schon wieder vergessen. Er kniete am Boden, wo er Glänzendes gefunden hatte. Licht, von der Sonne auf die Bretter geworfen. Innocenz badete seine Nägel in dem Blanken. Er spülte lächelnd die Hand darin. Hob sie und sah das Licht tropfen. Er schmiegte die Wange in das Weiße und spürte Wärme. Peter sah ihm zu. Er schlich beunruhigt näher. Eifersüchtig. Er kniete neben Innocenz, auch die Hand in dem Blanken zu waschen. Auch die Nägel im Glanz zu baden. Die beiden Hände berührten sich. Stemmten sich gegeneinander. Peters Hand, groß und zornig, drängte die schmälere des Innocenz in den Schatten. Innocenz packte die Hand Peters wie ein freches Tier am Nacken und schleuderte sie weg. Peter kniff die Augen zusammen. Er hob die Hände wie Zangen und legte sie langsam um den Hals des Innocenz. Der sah ihn freundlich und neugierig an und strudelte mit den Fingern im Glanz, der ihm nun wieder ganz gehörte. Peter drückte fester zu. Er wühlte die Daumen ins Fleisch. Innocenz, rot, geschwollen das Gesicht, war ihm nicht böse. Er machte einen Versuch zu lachen. Es zuckte um seine Mundwinkel, es flirrte um seine Augen, es warf um seine Nase lustige Falten. Aber aus seiner umklammerten Kehle konnte kein Ton dringen. Peter lockerte kurz die Krallen. Da lachte Innocenz. Laut, fröhlich, schmetternd, aus ganzem Herzen, tief heraufgeholt. Schon schlossen sich Peters Finger wieder. Mit den Augen lachte Innocenz noch als er schon tot war. Peter zog den Leichnam zum Fenster und versteckte ihn in den Falten des Vorhangs. Dann beugte er sich zu dem Blanken nieder, das nun sein unbestrittenes Eigentum war, und legte freudig die Finger hinein.