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In CD 1 enthalten



Lieferbare Ausgabe:

Georg Britting
Sämtliche Werke  

Taschenbuchausgabe
in 23 Bänden

Band 2  "Rabe, Ross und Hahn"  Seite 34

Editionsnotiz zu dieser Ausgabe

Georg Britting
Sämtliche Werke 
- Rabe, Ross und Hahn -   Band 2   Seite 156

© Georg-Britting-Stiftung - Alle Rechte vorbehalten /  
zu den Rechten:
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Der unverständige Hirt

Der Hirte, krausgelockt und dick,
Der am Feuer sich das Lammstück briet,
Sahs mit einem Blick voll Glück,
Wie ihm die Kruste glänzend braun geriet.

Viele Feuer waren in der Runde,
Warfen rotes Flackern auf die Erde,
Und es bellten treu die Schäferhunde,
Wenn sich jemand näherte der Herde.

Der beim Mahle saß, der dicke Hirt,
Unruhig werden sah er die Gefährten,
Sah sie wie schwankend aufstehn und verwirrt,
Und er sah, wie sich die Feuer leerten.

Männer sah er gehen da und dort,
Alle strebten sie zum gleichen Ort.
Wer vorbeikam, winkte mit der Hand,
Sagte etwas, was er nicht verstand,
Ehe er im Dunkeln wieder schwand.
Nur er blieb beim Mahl am Feuerschein,
Alle andern Feuer brannten still für sich allein.

Da stand er auch auf und ging ihnen nach,
Und aß im Gehen noch die letzten Bissen.
Wollte wissen, was die da wohl trieben,
Warum vor einem Stalle stehenblieben,
Ihre runden Schäferhüte schwenkten,
Die Hirtenstäbe in die Erde senkten,
An die Stäbe vorgeneigt sich lehnten,
Und die Hälse vor Verlangen dehnten?

Und da sah er auch das Sternbild überm Dach,
Und der Balken nackte Rippen,
Und das Kind im goldnen Haar.

Und wenn er auch nicht wußte, wer das war, 
So schämte er sich, das zu zeigen.
Und vom Himmel hörte ers jetzt geigen, 
Sah die Engel niedersteigen
Flügelgroß vor blauem Grund,
Hörte sie viel Gnädiges sagen,
Und er wagte nichts zu fragen,
Leckte sich die fetten Lippen,
Staunte nur mit offnem Mund.

Und die Hirten fielen auf die Knie, 
Schw
  enkten ihre Hüt wie nie, 
Er allein nur stand  und schwenkte 
Traurig seinen Hut wie sie