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Georg Britting
Sämtliche Werke  - Prosa -
Herausgegeben von Walter Schmitz
Band 1 - Frühe Werke - Seite 13
Anmerkungen

Die steinerne Brücke

Mit wilder, ungebändigter Kraft wirft sich der Strom gegen  die eisenbewehrten Pfeiler und bohrt sich, ein Winkelried, die spitzigen Lanzen der Brücke in den Leib. Und es nützt doch nichts. Aber der Trotzkopf in seinem jugendlichen Ungestüm läßt nicht ab; brausend und schäumend stürmen seine Wellenrosse gegen die festen Steinquadern, um immer doch kläglich zu zerschellen. Die Brücke ist dieses ungebärdige Toben der Wasser schon gewohnt, achtet gar nicht darauf. Sie weiß sich fest gegründet und läßt den Wildling sein tolles Spiel treiben. Ihr wird so leicht nichts geschehen, die mächtigen Steinbogen scheinen für die Ewigkeit gebaut. Voll gedrungener Kraft spannt sich ihr riesiger Leib über den Strom - ein Bild von höchstem, architektonischem Reiz. Alles an ihr ist schwer und wuchtig, und doch ist sie auch wieder leicht geschwungen, als wäre der Stein eine biegsame Weidengerte - eine seltene Vereinigung von Kraft und Anmut. Drum lächelt sie auch über das wilde Tun des Stromes. Sie weiß, der kann ihr nichts anhaben. Wenn nur nicht die Menschen, die vor nichts zurückschrecken, wenn es gilt, ihre Interessen zu verfolgen, ihr zu Leibe gehen werden. Sie hat es schon erleben müssen, daß das alte Brücktor niedergerissen wurde, weil es ein Hemmnis für den modernen Verkehr bildete und seitdem will die Angst nicht mehr von ihr weichen, daß es ihr ähnlich gehen werde. - Aber noch steht sie in stolzer Pracht. Die Sonne gleitet über die grauen Quader und trifft mit ihren glänzenden Strahlen das »Brückenmannl«, das geblendet von der Lichtfülle schützend die Hand vor die Augen hält. Von der Stadt grüßt der Dom zur Brücke und der Rathausturm und im Osten leuchtet von sanft ansteigendem Hügel ein schimmernder Tempel: Die Walhalla. Unten rauscht und gurgelt der Strom und von Stadtamhof klingen die hellen Schläge der Turmuhr der St. Mang-Kirche herüber. Wer die Brücke je so gesehen, in Sonnenglast zur Mittagstunde, dem wird ihr Bild nie aus dem Herzen schwinden, und er wird sie zu dem schönsten und eigenartigsten stellen, was Städte an schönen und malerischen Gebäulichkeiten zu bieten haben.