nächstes Gedicht



Drucknachweise und Anmerkungen

zurück zum Verzeichnis



lieferbare Ausgabe:

Georg Britting
Sämtliche Werke  

Taschenbuchausgabe
in 23 Bänden

Band 1  "Der irdische Tag" 
Seite 95

Georg Britting
Sämtliche Werke 
- Der irdische Tag -   Band 2   Seite 96

© Georg-Britting-Stiftung - Alle Rechte vorbehalten /   zu den Rechten:
    

.

Das unzufriedene Herz

Der Herbst müßte nicht traurig sein:
Rotblättrig stehn die Büsche,
In dicken Trauben hängt der Wein,
Im Wasser springen die Fische.

Der Wind, der weht noch frisch und rein
Und sommerlich vom Walde her,
Doch muß was mit dem Winde sein,
Auf dunklen Hörnern schallt er.

Das Licht, das von dem Himmel träuft,
Ist blau und weiß und goldgesäumt,
Vom Licht ist jedes Tal ersäuft.

So ists um diese Zeit.  Die tut
Wie Sommer, brennt und schäumt.
Trunken auf üppigem Hügel ruht
Der Tag mit aufgeblasnem Mut,
Doch wenn er gleich von Segen überfließt,
Man ihn doch nicht mit reiner Lust genießt.

Ein jedes goldne Blatt hat seinen Schatten.
Zaubrisch der Abend, wenn im Mondenschein
Hinunter steigt die Treppe, Stein nach Stein,
Zum Fluß, der stäubend über Felsen schießt
Und silbrig wallend sich ins Tal ergießt,
Im Schilf am Ufer aber rühren sich die Ratten!

Was mags denn sein,
Was so das Herz, was so das ewig unzufriedne Herz verdrießt?